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Bericht für den Holznagel

Bauernhaus Höperhöfen 105, unter Denkmalschutz, Baujahr 1808

Vorgeschichte

Dieses Haus hatte schon immer etwas Besonderes, es fasziniert bis heute durch die Ausstrahlung des Vergänglichen. Es hat einfach auf jemanden gewartet, der es erhält, vielleicht auch, um seine Geschichte zu erzählen, bevor diese auf immer verloren ging.  
Und  das Fachwerkhaus von 1808 hatte eine Geschichte, da waren wir uns sicher, denn seit über 200 Jahren steht es fast im Originalzustand auf dieser Hofstelle. Bis auf leichte Änderungen im Wohnbereich ist nie etwas verändert worden.

Der Zahn der Zeit war jedoch nicht untätig, wir wohnen in unserem Bauernhaus  1850 direkt gegenüber und sahen mehr oder weniger seit Jahren den Zerfall mit an. Das Haus stand im Jahre 2014 schon über 1 ½ Jahre leer, die 83jährige Vorbesitzerin war bereits ins Pflegeheim umgezogen, unter den sehr einfachen Umständen im Haus (kein Bad, keine Zentralheizung, Toilette draußen) konnte sie dort nicht bleiben.  Eine Sanierung und Modernisierung ihres Heims hatte sie zuvor immer abgelehnt.  

Interessenten gab es viele für das Haus, aber der Zustand schreckte doch viele ab. Das Reetdach war stark beschädigt, es regnete an mehreren Stellen durch. Die Lehmdecken wurden dadurch in Mitleidenschaft gezogen und brachen durch. Auch die Fußböden sackten teilweise ab.

So sprangen nach und nach alle Käufer ab. Dem Besitzer konnte das Haus selbst nicht behalten, er suchte einen Käufer, der es einerseits nicht verfallen ließ und es andererseits einigermaßen denkmalgerecht restauriert.

Wir selbst spielten schon länger mit dem Gedanken, das Haus zu erwerben, aber allein mit dem Kauf des erschlossenen Grundstückes wäre es finanziell eng geworden, von den Sanierungskosten ganz zu schweigen.  

Somit kamen wir irgendwann auf die geniale Idee, einen Tausch vorzunehmen. Wir besaßen ca. 5,5 ha Land (Acker-, Wiese- und Weideland). Die boten wir dem Verkäufer, der Landwirtschaft betreibt,  zum Tausch gegen das Haus an. Nach einigen Verhandlungen wurden wir uns letztendlich einig und so wurden wir im Juni 2014 Besitzer der Pflugköthnerstelle Nr. 7 in Höperhöfen. Zusammen mit dem nebenstehenden 1998 von der Gemeinde restaurierten Hofschafstall aus dem 17. Jhr. entstand so ein weiterer attraktiver Dorfmittelpunkt für Höperhöfen.

Geschichte des Hauses


Die Hofstelle besteht seit ca. 1675, das beweist die Inschrift am Brunnen. Im Jahre 1808 wurde dann das jetzige Haus gebaut. Pflugköthner bedeutete wohl zu damaliger Zeit, dass der Landbesitzer Pflug und Pferd bzw. Ochse besaß und damit auch für andere Bauern das Land bearbeitete. Um 1808 gab es in Höperhöfen 6 Halbhöfner, 2 Brinkköthner, und 4 Neubauern. Der damalige Besitzer hieß Cord Fajen und war von 1811 – 1814 Gemeindevorsteher des Dorfes.

Interessant wurde es dann beim Ausräumen der Zimmer. In einem alten Sekretär fanden wir ein Schriftstück aus dem Jahre 1814, in dem der damalige Besitzer Cord Fajen über die Plünderung und Einquartierung der Franzosen im Frühjahr 1813 und der Russen im Dezember 1814 schreibt. Das älteste Dokument stammt jedoch aus dem Jahre 1695, eine Bescheinigung über zu entrichtende Landessteuern an das Amt Sottrum.


1879 versammelten sich im Hause der Maria Fajen die Mitglieder der damaligen „freien Gemeinde Höperhöfen", aus der später die SELK entstand, zu ihren ersten Gottesdiensten.

Es verging so manche Stunde beim Durchstöbern, es sollte ja auch nichts übersehen werden, was evtl. wichtig und interessant wäre. Begleitet wurden wir dabei immer von einem kleinen schwarzen Kater, den wir mit dem Haus gleich übernommen hatten.

Da er noch namenlos war, hieß er nun fortan Napoleon. Bisher ist er auch mit einer weiteren Katze der einzige Bewohner hier.  


Restaurierung des Hauses


Seit Juli 2013 wird also unser neues bzw. altes Haus restauriert.  Zuschüsse vom Denkmalschutz gab es leider nicht, aber dafür jede Menge Auflagen,  etliche Anträge mussten beim Amt für Denkmalschutz eingereicht werden. Es wurden folgende Genehmigungen des Amtes erteilt: 1. Fassaden, 2. Diele, 3. Dach, 4. Wohnbereich und Boden, 1 Baugenehmigung für die Umnutzung Einbau von Toiletten und Veranstaltungsort in der Diele:





Glücklicherweise gehörte das Reetdach nicht zu den Auflagen, so bekam das Haus im Februar 2014 ein Ziegeldach. Über 20 freiwillige Helfer aus Höperhöfen fanden sich ein, um diese nicht einfache Aufgabe zu bewältigen. Es wurden 7 verschiedene Sorten von Ton-Hohlpfannen, die teilweise handgefertigt und ca. 70 bis 150 Jahre alt sind, verarbeitet. Wegen der Größe des Daches von 700 m2 mussten sich die Helfer in 2 Gruppen aufteilen, eine auf der Straßen- und eine auf der Hofseite. Gegen Abend waren alle Pfannen auf dem Dach, für das leibliche Wohl wurde gesorgt, und nach der Arbeit gab es noch einen kleinen Umtrunk.


Die Restaurierung der Diele und des Wohnbereiches erfolgte überwiegend mit Lehm. Alle Decken- und Ausfachungen aus Lehm wurden mit Lehm restauriert, ca. 9 Tonnen wurden verarbeitet.

Überwiegend Claytec Oberputz mit etwas Stroh im 1,2 t Big-Bag, für ein „rustikales“ Aussehen, für die feinen Lehmputze im Wohnbereich Weber Fein Putz als Sackware. Die alten über 200 Jahre alten Lehmausfachungen im Wohnbereich aus Holz, Geflecht und Lehm sind in einem sehr guten Zustand.


Der Bodenbereich der Diele, ehemals betonierter Viehstall für Kühe und Pferde, wurde mit 120 Jahre alten Klinkersteinen vom alten Schweinestall gepflastert.


Die Fliesen für Toilette, Bad und Küche stammen aus Frankreich, diese sind 100 Jahre alt aus Bauernhäusern in der Champagne, und 200 Jahre alt aus einer Villa in Orleans bei Paris.


Die 3 kleinen Zimmer im Giebelbereich erhalten einen Boden aus Eichenparkett. Die Wärmeisolierung der Innenwände wurde mit Holzfaserdämmplatten und Lehmputz ausgeführt. Dadurch entsteht eine nicht zu dicke Innenisolierung, die sehr effektiv ist. Die Isolierung des Deckenbereiches von oben erfolgt mit Holzlattung, einer
„Iso Floc“ Schüttung  und Rauhspund als Fußboden darüber.


Der ca. 60 m lange Zaun an der Straßenseite wurde ausgeführt mit schweren Eichenpfählen,

kräftigen Eichenquerlatten, die Staketen stammen vom alten Dachstuhl des Hauses. Es sind die alten über 100 Jahre „geräucherten“ handgefertigten Dachlatten, vom Zustand wie neu, obwohl es keine Eiche ist.


Einweihungsfeier am 9. August 2014


Am 9. August fand die Einweihungsparty von Thölkes Hus statt. Das Haus (Baujahr 1808) hat eine wechselvolle Geschichte erlebt. Aus Original Dokumenten, die dort gefunden wurden, geht hervor: Im Jahre 1813 haben französische Offiziere des Kaisers Napoleon Bonaparte hier gewohnt, danach russische Soldaten, beide haben Höperhöfen ausgeplündert. Dieses wurde als Vorlage für die Vorführung etwas verändert nachgespielt.


Das „Kurfürstenpaar zu Hannover“ stolzierte über den Hof.


Nach der Abfahrt Napoleons schlugen die Preussen und Russen (Olaf Lippke, Guido Bruns und Ludwig Klencke) die restlichen Franzosen lautstark in die Flucht.

Großes Kino also für die 250 Gäste, viele davon verkleidet als Bauern, Mägde, Franzosen, Russen und Preußen.


Durch das Programm führten 2 „plattdeutsche“ Sprecher. Dann fuhr Napoleon (alias Schauspieler Erwing Rau) fluchend mit einer 2-Spännigen Achenbacher Kutsche vor, begleitet von der „Marseillaise“, der französischen Nationalhymne. Erst mal hagelte es Schelte für Napoleons Bruder Jerome und den Stadthalter. Da damals die Franzosen das Dorf plünderten, erwischte er einen seiner Offiziere mit einer Perlenkette, die er ihm abnahm und der jungen Magd Sandra schenkte, mit der er für längere Zeit im Haus verschwand, und mit viel Lippenstift bedeckt wieder herauskam.

Napoleon, hier mit dem „Bürgermeister“, rief lautstark mit feinstem französischen Akzent in die Menge: „Höperhöfen wird Frankreich“